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| Datum | Ort | Kapitel | Personen | Stichworte | Artikel |
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21.04.1989
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Schweiz
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Personen
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Otto Steiger
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Volltext
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Aberglaube. Ab und zu - nicht eben häufig - kommen am Abend Leute an die Tür und wollen bekehren. Man redet eine Weile miteinander. Wenn sie spüren, dass ich mich nicht mag bekehren lassen, gehen sie wieder. Kürzlich aber hatte ich einen jungen Mann an der Tür, der war recht aggressiv und wollte sich nicht wegschicken lassen. Er sei von Gott gesandt, um mich auf den rechten Weg zu führen, behauptete er. Ich sagte, ich sei schon unterwegs zu Gott und möchte lieber allein und ohne seinen Beistand weitergehen. Aberglaube! rief er, teuflischer Aberglaube sei das. Niemals werde es mir gelingen, Gott ohne seinen Beistand zu finden. Was ich denn überhaupt von Gott wisse? „Nichts“, musste ich gestehen, „gar nichts.“ Aber er wisse alles über Gott, sagte er, denn ihm sei es offenbart worden. (...). Mit Foto von Otto Steiger. Otto Steiger.
Der öffentliche Dienst. Freitag, 21.4.1989.
Personen > Steiger Otto.doc.
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19.08.1988
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Schweiz
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Arbeitslosigkeit Öffentlicher Dienst, Der Personen
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Otto Steiger
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Arbeitslosigkeit Gewinne Volltext
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Man hat nie ausgelernt. Vor dem Krieg habe ich einmal an einer Maifeier Robert Grimm reden hören, Das war auf dem Bundesplatz in Bern. Grimm war ein guter Redner, mich hat beeindruckt, was er sagte, mich hat auch beeindruckt, wie er es sagte. Dieser Platz, rief er, werde eingerahmt von den Mächten, die unser Land regieren, hier seien sie in schöner Eintracht beisammen: Vor ihm eine Bank, rechts eine andere Bank, links eine dritte Bank. Und hinter ihm stehe das Bundeshaus, wo die Regierung throne. Für dieses treffende Bild hat er viel Beifall bekommen, und ich muss heute noch jedes Mal an Robert Grimm denken, wenn ich über den Bundesplatz in Bern gehe. Es war damals eine schwere Zeit für die arbeitende Bevölkerung. Arbeitslosigkeit, Krise. In langen Schlangen standen sie vor den Arbeitsämtern und warteten stundenlang, bis sie am Schalter ihren Ausweis vorlegen konnten und den Stempel erhielten, der ein Recht auf die kärgliche Arbeitslosenunterstützung sicherte. Natürlich hat Grimm damals auch von der Arbeitslosigkeit gesprochen. Er sagte, Arbeitslosigkeit falle nicht als Schicksal vom Himmel wie ein Gewitter, und der Mensch sei machtlos dagegen. Sie werde vielmehr gemacht von eben jenen Mächten, deren Paläste hier nicht aus purem Zufall den Platz umsäumten. Ich weiss nicht, ob die Zuhörer ihm das geglaubt haben. Wahrscheinlich nicht, es klang gar zu absurd. Ich jedenfalls habe es nicht geglaubt. Ich konnte mir nicht vorstellen, aus welchem Grund Banken an Arbeitslosigkeit interessiert sein sollten, aber ich dachte, ein bisschen Demagogie gehöre halt in so eine Ansprache. (…). Otto Steiger.
Der öffentliche Dienst, 19.8.1988.
Personen > Steiger Otto. Arbeitslosigkeit. Profit. OeD, 1988-08-19.
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