KV-Delegierte wollen Streikfonds. Dass im Selbstverständnis des Schweizerischen Kaufmännischen Verbandes (SKV) Wandlungen im Gang sind, zeigt sich durch nichts deutlicher, als dass die Delegierten am Kongress in Basel mit grossem Mehr (bei nur 6 Gegenstimmen und etlichen Enthaltungen) einen Antrag der Sektion Chiasso zur Schaffung eines Streikfonds gutgeheissen haben. Danach wird das SKV-Zentralsekretariat beauftragt, die Möglichkeit zur Einrichtung eines solchen Fonds zu prüfen, d.h. „die finanzielle Unterstützung der Mitglieder für den Fall, dass diese sich an einer Streikaktion beteiligen müssten“. Der Zentralvorstand verwies dabei auf den bereits bestehenden „Aktionsfonds“, der auch für Arbeitskämpfe verwendet werden könnte. Dieser Fonds ist jedoch zurzeit lediglich mit 300‘000 Franken dotiert. Der überwiesene Antrag der Sektion Chiasso ist eine direkte Folge eines Ende 1984 bereits beschlossenen, in letzter Minute durch Vermittlung der Behörden jedoch verhinderten Streiks der Tessiner Speditionsangestellten. Deutlich gewerkschaftliche Züge kommen auch im „berufspolitischen Aktionsprogramm“ zum Ausdruck, ebenso im „Leitbild“, wo von „Berufspolitik im Sinne gewerkschaftlicher Arbeit“ die Rede ist. Ein Antrag, die Arbeit des SKV fast ausschliesslich auf die berufliche Aus- und Weiterbildung zu konzentrieren und die andern Aufgabengebiete abzubauen, erlitt eine starke Abfuhr. Der SKV will sich noch mehr als bisher in der Wirtschafts- und Sozialpolitik engagieren. Er fordert u.a. die schrittweise Verkürzung der Arbeitszeit auf 40 Stunden und bezeichnet die Herabsetzung der (…).

VHTL-Zeitung, 3.7.1985.